Sprachlernsituationen im Alltag, im Spiel ... - einige Erlebnisse :
Der kleine Bruder Nicki ist bei der Beratung der Dreijährigen Fanni dabei, ich zeige der sehr zurückhaltenden Fanni ein ganz einfaches Puzzle. Nicki zeigt auf den Hund und sagt "da", kurz darauf fällt seiner großen Schwester das Schaf aus der Hand, ich sage: "Oh, das Schaf ist runter gefallen." Er sagt: "runter". Kurz drauf lasse ich das Schwein runter fallen und kommentiere: "Oh, wieder runter gefallen." Er sagt: "runter". Laut Aussage der Mutter kann er auch noch "Auto brumm" sagen.
Am Sprachanfang - eine kleine Sprachanfängerin :
Bisher ist noch sehr wenig Sprache gekommen, aber heute sprudelt es.
Bisher war sie noch sehr verschüchtert, aber heute bin ich ein wichtiger Gesprächspartner neben der Mutter.
Bisher war sie sehr zurückhaltend, aber heute lacht sie, und ich höre eine laute Stimme.
Bisher kam sie mit der Mutter herein und blieb ganz nah bei ihr, heute geht sie zielstrebig zum Kaufladen.
Ich rede von einem kleinen Mädchen, das inzwischen 2;08 Jahre alt ist.
Auch wenn Sie finden, dass da noch nicht viel Sprache war, ich habe mich riesig gefreut, so viel von ihr zu hören, die Wechselgespräche wahrzunehmen und die kräftige und bestimmte Stimme zu hören.
Theda Hiller, Febr.2016
Tim ( 20 Mon.) hat sich die kleine Werkbank mit 8 bunten Stäben geholt und setzt sich neben mich.
Nun drückt er mit der Hand einen Stab hinunter, ich mache es ihm nach und sage dazu: „boff“.
Er drückt die übrigen Stäbe hinunter und ich begleite seine Handlung oft mit einem „boff“.
Nun dreht er die Werkbank um, wir sehen alle Stäbe wieder und können sie erneut hinunterdrücken. Nach kurzer Zeit begleitet er unsere Tätigkeit mit einem „woff“ - nun, das klingt auch gut, seinen wort- malerischen Ausdruck übernehme ich gerne und sage nun auch „woff“.
Nach 2 – 3 Runden ergänze ich: „alle weg“. Er dreht die Werkbank erneut um und ich kommentiere: „Da sind sie“. Dies spielen und sprechen wir mehrfach – er hat eine bemerkenswerte Ausdauer und ich nutze die Gelegenheit, ihm diese Satzphrasen immer wieder anzubieten.
Nach kurzer Zeit höre ich von ihm neben dem „woff“ auch noch „weg“ und schließlich auch:
„da sind sie“ - annähernd so, dass ich es verstehen kann.
Er hat genug und ich bin’s zufrieden.
Wir hatten eine gemeinsame Phase intensiver Sprachanregung – vielleicht greift er die Worte beim neuerlichen Spiel mit der Werkbank auf. Oder er überträgt die Wörter sogar auf eine andere Situation und leistet damit einen enormen Schritt der Situations- und Regelerkennung beim Sprechenlernen.
Wir verteilen 12 Bilder meines Igeldominos: für dich - für mich: Tom sagt beim 2.Mal, als er eine Karte bekommt:"mich". Ich spreche und verteile weiter, er spricht mit:"mich". Beim 5.Mal sagt er "fe mich" und beim 6.Mal klingt es fast richtig:"für mich"!
Herbst 2012 - Wieder lerne ich ein kleines Mädchen fast ohne Sprache kennen. Beim ersten Termin ist sie sehr schüchtern, und ich höre nur einmal "Mama" von ihr. Ich zeige ihr (auf dem Schoß der Mutter) und den Eltern das Anna-Buch. Beim 2.Termin ist sie deutlich vertrauter mit dem Raum und mir, nach kurzer Zeit auf dem Schoß vom Vater wird sie neugierig und steuert auf den Holzbauernhof zu. Sie entdeckt eine Kuh und sagt "muh" - diesen Tierlaut hat sie kürzlich auf der Weide erstmalig gehört und nachgeahmt. Wir nehmen ein grünes Tuch als Weide und holen alle 4 Kühe, die sie mit "muh" begrüßt. Nun teile ich die Weide mit Bauklötzen ab und hole Schafe, die laut blöken: "mäh". Sie stimmt ein und hat einen neuen Tierlaut gelernt! Auf Nachfrage der Mutter sagt sie auch "miau" und "wawa". Ich biete noch "hü" für das Pferd an, aber das greift sie nicht auf". Später holen wir die Tiere mit dem Laster ab, sie macht ein brumm-Geräusch. Um meine Handlung lautlich zu begleiten, lasse ich jedes Tier mit einem "und hopp" auf den Laster springen, beim Bauernhof springen sie entsprechend runter: "und hopp". Nach kurzer Zeit begleiten wir zu zweit den Sprung, bald versucht sie es auch allein: "e - hopp".