Herbst
Der Herbst verbindet sich mir mit Ernte, Blättern und Igeln.
Für Kinder, die noch fast gar keine Sprache haben, spielt das Wort
aua oder au eine große Rolle.
Man kann es ihnen mit dem Kastanienigel nahe bringen:
Das Schwein läuft zum Kastanienigel, stupst mit der Nase daran und schreckt zurück: "aua"
Dem Schwein können noch andere Tiere folgen, alle vermelden: " aua".
Ein kleines dreijähriges Mädchen, das fast noch nicht spricht, hat sehr schnell die Hand zurückgezogen, da die Kastanienschale ihr zu pieksig ist. Ein "au" konnte ich ihr nicht entlocken.
Nun will ich erst einmal selber Blätter sammeln:
Einige Schritte vor der Haustür finde ich bereits fünf verschiedene, wunderschöne Blätter - vermutlich hat sie der Wind dorthin geweht. Wir können für jedes Blatt "schön" sagen. Das Kind wird vermutlich "sön" sagen, aber das ist beim Lernen eines Wortschatzes ganz in Ordnung, da mein Augenmerk nicht auf die Ausspache, sondern auf den Wortschatz-
zuwachs gerichtet ist.
Vorgestern war ich mit einem noch nicht Dreijährigen Blätter sammeln. Er schaute mir zu, wie ich Blätter aufsammelte und, weil ich sie ihm begeistert zeigte, schaute er sie sich auch an. Dazu erklärte ich : "Das Blatt ist gelb, das Blatt ist groß, das Blatt ist ganz klein ..." Er schaute und hörte mir zu. Er wollte das Blatt auch zunächst nicht selber halten, tat mir aber dann den Gefallen und hielt den Stiel mit Zeigefinder und Daumen gut fest.
Wir nahmen die Blätter mit hinein und legten sie - nachdem wir unsere Schuhe ausgezogen hatten - zu den beiden Tieren, die ich bereits auf dem Boden platziert hatte. Dort sortierten wir die Blätter :
Der große Tiger wollte nur große Blätter und
der kleine Hund wollte nur kleine Blätter...
Damit war es genug! Wir hätten die Blätter natürlich auch noch auf den Laster laden und zum Bauernhof oder auf die Wiese fahren können, aber wir hatten noch andere Themen!
Als weitere Idee können wir auch 8 Blätter auf den Boden legen und die Bauernhoftiere darauf verteilen: große Tiere auf große Blätter und kleine Tiere auf kleine Blätter.
Vermutlich kann das Kind am Sprachanfang die Wörter groß und klein noch nicht sprechen, manche sagen doß und tein oder auch baby, um etwas Kleines auszudrücken.
Ein Junge verwandte die Wörter ho (hoch) und mini für groß und klein und konnte sich mit diesen einfach zu sprechenden Wörtern wunderbar behelfen.
Es ist denkbar, die Blätter auch nach ihrer Farbe zu sortieren: rote, gelbe und grüne Blätter.
Wenn die einsilbigen Wörter rot, gelb und grün noch zu schwierig sind, sagt das Kind vielleicht hot oder lot oder ot, delb und dün. Damit kann es aber sprachlich bereits zwischen den verschiedenen Farben unter-
scheiden.
Natürlich können wir die Blätter auch auf einen Haufen legen.
"auf den Haufen - auf den Haufen - auf den Haufen" ...
Das zweisilbige Wort "Hau-fen" ist lautlich einfach zu sprechen und das Kind spricht evtl. nach einiger Zeit von sich aus mit !!!
Der Haufen ist für den Igel gedacht, dort ist ihm warm, dort ist seine Höhle.
Dazu gibt es ein sehr einfaches Bilderbuch von verschiedenen Tieren:
Der Bär wohnt in der Höhle, der Hund wohnt in der Hütte, der Vogel wohnt im Nest, die Fledermaus wohnt auf dem Turm.
--> wieder biete ich viele leicht oder fast leicht zu sprechende Wörter an! Fotos und Text: Theda Hiller
Etwas ältere Kinder können vielleicht auch schon 2 gleiche Blätter zusammen finden. Wir legen bei diesem Sortierspiel die Grundlagen für das Memoryspiel: immer 2 gehören zusammen.
Als weiteres Spiel lege ich die eine Hälfte Blätter auf den Tisch und gehe mit dem Kind Blätter suchen. Diese sind im Raum versteckt, aber so sichtbar, dass sie schnell zu finden sind. Wenn wir ein Blatt gefunden haben, schauen wir es an und ich erkläre es: "Das Blatt ist groß und grün" oder: "Das Blatt ist ganz klein und gelb, schau, es hat eine Spitze." Dann gehen wir zum Tisch und suchen das dazu passende Blatt heraus. Wiederum findet sich hier die Vorübung für Memory.
Wir sind diejenigen, die dem Kind Informationen an die Hand geben, damit sie die Blätter voneinander unterscheiden können oder allgemeiner gesagt: wir sind diejenigen, die ihnen Kriterien liefern, nach denen sie sortieren können. Nicht mehr ganz Kleine haben einen deutlich größeren Wortschatz an Wörtern, die sie verstehen, als an Wörtern, die sie auch selbst sprechen können. Somit können sie evtl. die Sortieraufgabe verstehen, ohne die Unterscheidungsmerkmale: groß/klein oder rot/gelb/grün selbst aussprechen zu können.
Um die Mundmotorik zu stärken, können wir auch Wind spielen und Blätter von der Hand pusten. Mal nehmen wir kleine, mal große Blätter.
Um ein sehr einfaches Wort einzuführen, habe ich heute ein Blatt auf die Hand gelegt und es mit "pu" mehrfach herunter geblasen. Das kleine - fast sprachlose - Mädchen mir gegenüber hat sich riesig gefreut über das Blatt, das zu ihr wehte, und tatsächlich auch "pu" nachgeahmt.
Wenn wir Glück haben, kriecht auch ein Wurm über das Blatt.
Das Wort Wurm ist wiederum lautlich einfach und kurz.
Auch lässt der Wurm sich leicht malen, falls kein echter
Wurm zu finden ist.