Wortsammler und Bilderbuch
Wir betrachten zu dritt das Wohnzimmerbild im Bilderbuch „Hier bin ich zuhause“ von I.Eberhard und U. Scheffler. Beide Kinder machen sich gegenseitig auf interessante Dinge aufmerksam, und wir sprechen darüber.
Anschließend frage ich: „Seht ihr etwas, was ihr nicht so genau kennt, etwas, von dem ihr den Namen nicht so genau wisst?“ Sie verstehen zum Glück gleich meine neuartige Fragestellung: wir sehen uns den Plattenspieler genauer an, und ich erkläre ihnen, wozu er gut ist. Dabei sage ich das Wort "Plattenspieler" mehrfach.
Dann blättern wir auf das Küchenbild weiter, und ich stelle gleich die Frage nach Dingen, die die Kinder noch nicht genau kennen. Sofort stellen sie eifrig Fragen. Jenny fragt: „Was ist das denn?“ Sie bekommt von mir eine Antwort mit Erklärung: „Eine Flaschenbürste, mit der kann ich die Flaschen säubern – eine Flaschenbürste.“ Phil fragt: „Was ist das denn?“ Sofort kommt von Jenny: „Das weiß man doch, das sind Spaghetti!“ Da sie im Glas stehen, hat Phil sie nicht so ohne Weiteres erkannt.
In die Stille hinein frage ich: „Was ist das denn?“ und tippe auf das große Sieb. Daraufhin Jenny: „ Weiß ich nicht, aber das hat meine Mutter, eine große, eine kleine und eine mittlere.“ Nun erkläre ich: „Das ist ein Sieb, man kann in das Sieb gewaschenen Salat legen und ihn abtropfen lassen.“ Darauf meint Jenny: „und das macht die Mama auch mit den Spaghetti.“ Jenny fragt weiter: „Was ist das denn?“ und zeigt mit der Hand dazu eine Drehbewegung. Sie meint den Schneebesen, den ich nun erkläre. Daraufhin erzählt sie: „Wir haben auch eine Eismaschine!“. Zum Schluss wiederholen wir die neuen Wörter mehrfach:
Flaschenbürste, Sieb, Schneebesen.
Beide Kinder waren übereifrig dabei, die Bilder anzuschauen und zu benennen. Deutsch ist ihre zweite Sprache und der differenzierte Wortschatz ist ein wichtiges Ziel unserer Therapie. Ob die Begriffe Flaschenbürste, Sieb und Schneebesen in ihren Wortschatz ohne Anschauung eingelagert wurde, wird sich zeigen...
Eine Woche später: wir schauen zuerst das Küchenbild an und ich zeige auf die Flaschenbürste: "Das ist eine -" ich bekomme keine Antwort. Daher fahre ich fort: "damit kann man eine Flasche sauber machen, das ist eine Fl - " Jenny nimmt den Wortanfang auf und ruft schnell: "Flaschenbürste".
Nachdem wir alle 3 neuen Wörter mehrfach wiederholt haben, wenden wir uns dem Badezimmerbild zu. Die Kinder überschlagen sich darin, mir zu erzählen, was sie alles sehen und wissen.
Unsere Suche nach Unbekanntem gestaltete sich schwierig, wir sprachen auch über die Klobürste, die Windeln und beließen es schließlich dabei, keine neuen Wörter zu finden. - Da beide noch einige grammatische Unsicherheiten aufweisen, bemühte ich mich nur, ihre übersprudelnden Sätze mit richtiger Grammatik zu wiederholen oder erweitert zu wiederholen.
Eine weitere Woche später: ich habe mich entschlossen, doch alle drei schwierigen Wörter als Gegenstände mitzubringen. Als ich sie aus der Tasche hole, sagt Jenny sofort: "Flaschenbürste" und "Sieb". Beim Schneebesen muss ich noch helfen, wieder empfehle ich, das Wort 3x zu sprechen. Sie sagt es 10 x - für jeden Finger einmal - und wird es hoffentlich nächste Woche noch wissen.
Wortschatzsammler und Puzzle
Diesmal bringe ich zwei Puzzle mit. Zunächst nehmen wir das einfache Puzzle (Verlag Ravensburger) mit insgesamt neun Tieren. Jenny und Phil bekommen folgenden Auftrag:
"Schaut euch bitte alle Tiere nacheinander an und überlegt leise ihre Namen. Fangt bei der Maus an und überlegt leise, wie die Tiere heißen."
Phil will sagen, wie die Tiere heißen, ich bitte ihn nochmals nichts zu sagen, sondern nur alle Tiernamen leise zu überlegen. Die Augen der Kinder wandern über alle Bilder. Nun frage ich: "Welchen Tiernamen weißt du nicht?" Keiner sagt etwas. Da ich vermute, dass sie den Hamsternamen nicht wissen, beginne ich reichum mit den Kindern zu sagen: "Das ist eine Maus, das ist eine Schildkröte, das ist ein Fisch, das ist ein Vogel, das ist ein - " Sie wissen den Namen des Hamsters tatsächlich nicht. Schnell wiederhole ich meine Aufforderung:"Wenn du einen Namen nicht weißt, dann frag mich!" Sofort schaltet Jenny und fragt: "Wie heißt das Tier?" Nun erkläre ich ihnen den Hamster, zeige die Größe, und wir wiederholen mehrfach seinen Namen.
Die Wortschatzsuche gestaltet sich als doch nicht so einfach! v. Th. Hiller
Wir sind immer noch Wortschatzsammler
Auch wenn das Thema nicht mehr im Vordergrund steht, kommt immer wieder meine Frage nach Dingen, deren Name die Kinder nicht kennen.
Bei einem Polizeipuzzle frage ich nach, was das denn sei und zeige auf den Feuerlöscher in der Polizei- garage. Natürlich wissen das beide, klar die Feuerwehr war ja kürzlich im Kindergarten. Wiederum ist es Jenny, die auf etwas zeigt, was ihr nicht geläufig ist. Es ist das Wappen neben der Gegensprechanlage am Polizeieingang. Dieses Wappen hat einen grünen, diagonalen Balken. Ich erkläre ihr das Wappen und füge hinzu, dass manchmal auf einem Wappen auch 3 Löwen übereinander zu sehen sind - auf dem Wappen vom Land Baden-Württemberg.
In der Folgewoche erzählt sie begeistert: "Wir waren bei der Polizei, weil Papas Auto weg war, und da habe ich auch deins gesehen mit den 3 Tigern drauf."
Sie hatte das Wappen erkannt und wird vielleicht auch das Wort in ihren Wortschatz mit aufnehmen. Wenn nicht, dann hat das Zeit bis in den "Heimatkundeunterricht", in dem sicher einmal das Wappen gezeigt wird.
Wortschatzsammler - Teil 4
Manche Kinder fragen auch von sich aus!
Heute ist es mir wieder einmal passiert, dass mich ein Kindergartenkind von sich aus gefragt hat: "Wie heißt das, das weiß ich nicht mehr!"
Es zeigte dabei auf eine Ruine. Die übrigen Wörter, die alle mit unserem Übungslaut R- begannen, kannte es noch vom letzten Mal. Nach guter Wortschatzsammler - Manier habe ich auch schnell das Wort mehrfach gesagt und erklärt, was eine Ruine ist. Mal sehen, ob beim nächsten Mal das Wort noch präsent ist.