Sprachentwicklung
Kurzfassung Theda Hiller
Die Sprachentwicklung
setzt Hören-können
und Verstehen-können
voraus.
Die Sprachproduktion
beginnt mit dem Aufbau
des Wortschatzes,
ersten grammatischen
Fügungen, teilweise
richtig gesprochenen Lauten
und Kommunikation in Form
von Gestik und dem Wechsel von "Zuhören" und Selber dran sein.
Im Einzelnen :
Hören (Bereits im Mutterleib sind die Ungeborenen von Geräuschen umgeben:
Blutrauschen, Herzschlag, Verdauungsgeräusche)
Wahrnehmen von Geräuschen
Hören von lauten und leisen Geräuschen
Wiedererkennen von Geräuschen, Lauten, Wörtern
Unterscheiden ähnlicher Geräusche, Wörter --> Unterkapitel Sprache verstehen
Sprechen
Juchzen, Seufzen, Gurren
zufällige Lautäußerungen: ma ba de be … (=Konsonant + Vokal)
Wiederholung von Lautäußerungen: mamamamamam
erste Benennung: Mama, ba (Ball), e-e
kurze Benennungen (einsilbig und bald auch zweisilbig): Papa, Bär oder Teddy, Ato (Auto), baj (Ball), hoch, Arm, da, auf – zu, an – aus, da, des, didi (trinken), Lautmalereien: aua, wauwau
Nachsprechen von Wörtern ohne eigenständigen Gebrauch – machen nur einige Kinder !
viele Einsilber und Zweisilber werden gebraucht, je nach dem, was das Kind in seiner Umgebung hört
--> ein Wort kann für vieles stehen: „mama“ für Mama und Papa,
Papa für alle Männer, wawa (wau-wau) für alle Tiere
Dreisilbige Wörter werden verkürzt: nane / bane = Banane, lade = Schokolade
Zwei Wörter werden kombiniert zu Sinneinheiten: Opa bum , wawa wed = der Hund ist weg
längere Wörter werden grob richtig gesprochen: Anhänner =Anhänger, euerehr =Feuerwehr
Aneinanderreihung von mehreren Wörtern - der Wichtigkeit nach!
Grammatik: Kleine richtige grammatische Einheiten
Fragesätze mit richtiger Betonung - aber ohne Fragewort ("des is?" = was ist das?)
grammatisch richtige Sätze mit richtiger Satzstellung
komplexere Sätze – Satzgefüge mit Nebensätzen
Aussprache:
zunächst gelingen leicht zu sprechende Laute: Vokale und Lippenlaute m b p
hinzu kommen Dentallaute: d t n l, seltener stattdessen: g k r
die fehlenden Laute treten hinzu
sch kommt häufig erst zum Schluss
Konsonantenverbindungen gelingen fl, bl, kl, fr, br, kr, tr, str…
Manchmal Lispeln = falsche Bildung des s
Um auf einen Blick die verschiedenen Entwicklungsbereiche je Alter zu erkennen, folgt eine tabellarische Darstellung der Sprachentwicklung:
Sprachpyramide aus WENDLANDT, W.: „Sprachstörungen im Kindesalter“ Stuttgart ³1998
--> Achtung, meist wird die Pyramide von unten nach oben dargestellt - auf dem Kopf !
Ich habe die Entwicklungsrichtung von oben nach unten gewählt und etliche Gedanken hinzugefügt! Th. Hiller
Alter - nur ungefähre Angaben!!!
Verstehen / Wortschatz Artikulation Grammatik Mon.
Erkennt die Stimme der Mutter hört Sprachmelodie
| schreien gurren |
| 0-6 |
kennt einige Begriffe, sucht nach dem entsprechenden Gegenstand, hört Schlüsselwörter heraus
ahmt Laute nach, die es hört erste Dialoge: lallen - hören - lallen
| lallen Silbenverdoppelung (dada) Silbenreihen mit versch. Lauten breite Palette von Lauten Lallreihen ähneln Wörtern
|
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-12 Mon |
versteht einfache Sätze, die sein Umfeld betreffen
Lautmalereien (muh, mäh), spricht einzelne Worte mit ganz viel Inhalt Wortschatz ca. 50 Wörter
| Beginn gezielter Lautbildung bei der Wortproduktion, erste Wörter oft mit /m/ /b/ /p/ /n/ /d/ /t/ und /h/ + Vokal oft Einsilber | Einwortsätze – erste Zweiwortkombinationen Frage durch veränderte Betonung (des? Male da?) |
ca. 18 Mon |
Großer passiver Wortschatz
spricht 50 – 200 Worte: Hauptwörter, einfache Verben (=Tätigkeiten), Adjektive (=Eigenschaften), Funktionswörter (da, auf, zu, hoch, mehr, ja, nein)
| Es kommen weitere Laute hinzu: /w/ und /f/, auch die anderen, an den Zähnen gebildeten Laute: /j/, /l/, /ch1/(frech), vorderes /r/
Anfangslaute teilweise nur H-, D-, B- | Zwei- und Dreiwortsätze, Aneinanderreihung der Wörter der Wichtigkeit nach, Fragen mit fragender Satzmelodie ohne Fragewörter, einzelne grammat. richtige Formen (Ball (ge-)holt - aua - weh tan )
|
ca. 24 Mon |
versteht alles, was sich auf seinen Alltag bezieht
großer Wortschatzzuwachs, alle Wortarten vorhanden, Verneinungen, Gebrauch von „ich“ und „du“
| Rachenlaute werden gebildet: /g/, /k/, /ch²/ (Dach), hinteres /r/ | Zunahme an Mehrwortsätzen, Verben öfters richtig (Tim holt, ich male) oft Verbendstellung (ich das nehmen), Mehrzahl (Plural) oft auf -s / -n, der die das, ein eine - auch: mein + dein werden teilweise verwendet, Modalverben (wollen, dürfen, müssen), Vergangenheitsformen kommen
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ca. 30 Mon |
großer Wortschatz, Sachverhalte können gut ausgedrückt werden, eigene Wortschöpfungen (saftig statt durstig) Wenn die Worte noch nicht sicher beherrscht werden, sind Wortfindungsprobleme beobachtbar. Oberbegriffe werden richtig verwendet Zahlwörter und Abzählen | Kind beginnt schwierige Lautver-bindungen zu lernen, z.B. die Konsonantenverbindungen kr, br, fr, bl, fl, kn … mehrsilbige Wörter gelingen oft mühelos (Rasenmäher)
Sollten Laute fehlen, kann man vorsichtig Spiele mit der Betonung auf diese Laute anbieten. Evtl. stellen sie sich ein.
| Einfache Sätze korrekt gebildet, Verbzweitstellung und -klammer (Papa mäht den grünen Rasen ab), oft Subjekt-Verb-Übereinstimmung (du willst schlafen, aber wir wollen…) Akkusativ (ich hole den Besen) Adjektive (eine rote, schöne Blume) Fragewörtern wer was warum wie richtige Verneinung Steigerung: größer, am lautesten Präpositionen auf unter vor hinter Beginn von Nebensätzen (weil...)
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3 J. |
Komplexere Sachverhalte können gut + differenziert vermittelt werden, zeitliche Reihenfolge gelingt, auch Vergangenes kann erzählt werden
Farben und Fürwörter werden verwendet Bearbeit.Th.Hiller | Bis auf die Zischlaute /sch/, /s/ und schwierige Konsonantenverbindungen kr, gr oder tr, dr beherrscht das Kind alle Laute der Muttersprache, selten fehlen auch fl, bl, str, manchmal Lispeln (s fehlerhaft), evtl. Entwicklungsstottern (=Wieder-holung von Silben, Wörtern --> bitte gelassen bleiben) | Bildung längerer korrekter Sätze, schwierige Satzkonstruktionen z.T. noch unvollständig, Vergangenheitsformen / Plural etwas unsicher (aufgesteht / Vogels), Dativsätze: Das Ei liegt unter dem Korb Nebensatzbildung mit wenn, damit... wird variantenreicher, indirekte Frage (ob die Oma kommt?)
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4 J. |
Wortschatz mit differenziertem Ausdruck, auch abstrakte Begriffe auf kindlichem Niveau
| Alle Laute werden korrekt gebildet | Grammatik weitgehend sicher, Geschichten werden in verschiedenen Zeitformen erzählt |
6 J. |